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Panzer – die Vision des Leonardo da Vinci

Der Krieg ist seit Menschengedenken ein fester Bestandteil unserer eigenen Herkunft und Geschichte. Und selbst die von uns heute als sogenannte Hochkulturen bezeichneten Völker der Vorzeit und der Antike sicherten nicht nur ihre Macht, sonders erweiterten diese stets auch mit den Mitteln der Konfrontation, anschließender Unterwerfung und Ausbeutung ihrer Nachbarn. Jahrtausende lang war es einfach üblich, dass der eigene politische Machtgewinn immer gleichbedeutend war mit der Versklavung, dem Untergang des Anderen. Somit liegt es auf der Hand, dass das Thema der Waffentechnologie auch stets ein recht einträgliches Geschäftsmodell darstellte, denn auch nur ein kleines Plus in dieser Frage konnte auf den zahlreichen Schlachtfeldern der Geschichte durchaus von kriegsentscheidender Bedeutung sein.

Selbst schon das Universalgenie der Renaissance Leonardo da Vinci ließ es sich nicht nehmen nicht nur visionäre Entwürfe zu Flugapparaten oder zu Tauchbooten, sondern auch – man höre und staune – zu gepanzerten Fahrzeugen anzufertigen, allesamt mit dem einen Ziel erdacht Maschinen konstruieren zu können, die dem Abnehmer dieser „Erfindungen“ die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld oder zu Wasser zu sichern – defacto, das Töten des Gegners deutlich effizienter machen sollte. Und dies tat er wohl kaum rein zum Spaß, sondern mit dem Wissen, damit gut Geld verdienen zu können.

Aber natürlich war da Vinci auch in diesem Punkt seinen Zeitgenossen um Jahrhunderte voraus – all seine Erfindungen hinsichtlich einer modernen Kriegsführung als irrwitziger Blödsinn abgetan und somit natürlich auch nie gebaut, nie in der Praxis angewendet. Doch fast genau 400 Jahre später wird seine Vision dann doch plötzlich Wirklichkeit, denn die Industrialisierung, die Motorisierung macht dies nun möglich, was er sich schon im Stillen einst erdacht hatte. 1916, ein Jahr nach Beginn des ersten Weltkrieges, rollten die ersten Panzer über die Schützengräben der Westfront. Hoffnungslos untermotorisiert, schwerfällig und in jeder Hinsicht anfällig für technische Probleme jedweder Art, hatten diese einst stählernen Ungetüme kaum etwas gemein mit den heutigen, millionenteuren Kriegsmaschinen – im Grunde heute rein fahrbare, hochtechnisierte Computeranlagen um die ein Panzer herum gebaut wird. Und so erfolgte die weltweite Weiterentwicklung des Panzers, seit 1916, natürlich immer nur mit dem einen Ziel, welches wohl auch schon einen Leonardo da Vinci zu seinen Apparaten antrieb und inspirierte – nämlich die Waffe, die Maschine und somit auch den Krieg selber immer effizienter führen zu können.

Es wäre allerdings völlig absurd, einem solch genialem und visionärem Geist, wie Leonardo da Vinci, nachträglich eine moralische Mitverantwortung an der Entwicklung der nun, mit der beginnenden Industrialisierung Mitte des 19ten Jhdt., immer effizienter werdenden Waffensysteme unterschieben zu wollen. Keiner gedachte 1916 da Vinci als Urvater des gepanzerten Fahrzeugs und zog wohl auch kaum dessen 400 Jahre alten Pläne beim Bau dieser ersten Ungetüme zu Rate, und keiner zu Zeiten der Renaissance, in Zeiten der Kleinstaaterei, der Stadtstaaten, der lokal begrenzten Streitereien und Konflikte, hätte sich auch nur Ansatzweise vorstellen können, in welch Apokalypse Europa, nicht erst mit Napoleon beginnend, in Kriege mit plötzlich hunderttausenden, dann Anfang des 20ten Jhdt. mit Abermillionen Opfern, sogar in Weltkriege stolpern werden würde.

Erich Maria Remarque - Im Westen nicht Neues
Mark I.
Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
210 x 330 mm
Dvz. 751
17.10.2017
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