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Galleria Umberto – Neapel

Shopping Malls, die modernen Tempel des Konsums, gehören ja mittlerweile fast zum üblichen Stadtbild, selbst von nur mittelgroßen und nun auch schon kleineren Städten. Mal liegen diese direkt in der Innenstadt, mal auf der grünen Wiese.

Möglichst alles was man verzehren, irgendwie konsumieren und auch tragen kann unter einem großen Dach anzubieten, zu vereinen, an- und/oder übereinander zu endlosen Reihen an Läden zu kombinieren, mit selbstverständlich ausreichend Parkmöglichkeiten auf dem Dach oder in der Tiefgarage anbietend, mag sicherlich vordergründig mal eine gute Verkaufsstrategie gewesen sein, auch wenn diese vor allem den Einzelhändlern in der eigentlichen Innenstadt große Sorgen bereitet haben wird, zumal die Mieten in den traditionellen Einkaufspassagen kaum noch finanzierbar sind und man mit den finanziellen Möglichkeiten größerer Handelsketten natürlich auch nicht mithalten kann. Doch der stets zunehmende Onlinehandel setzt nun zunehmend auch den großen Malls zu, welche zuvor die Kaufkraft aus der Innenstadt abgesaugt hatten, droht ihnen nun selbst zunehmend die Luft auszugehen. Denn jene, die das Einkaufen noch als Erlebnis verstanden, sich gerne stundenlang in schlecht belüfteten Boutiquen in exotische Schuhe oder viel zu enge Kleider zwängten, egal nun ob in Malls oder in dem Laden, verschwiegen an der Ecke gelegen oder an der Königsallee repräsentativ vertreten, werden dieses alles an schier endlos erscheinenden Angeboten alleine nicht mehr finanzieren können.

Von Giorgio Sommer – Eigener Scan, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5687737

Doch wer glaubt, dass die Idee der Shopping Mall eine Erfindung des modernen, dem heutigen Kapitalismus geschuldet ist, der irrt. Denn bereits 1891 eröffnete die Galleria Umberto in Neapel, nahe der dem berühmten Opernhaus San Carlo gelegen, schon einst als überdachte Einkaufspassage gedacht. Während sich die Architektur der heutigen Shopping Malls rein an der Funktionalität des Konsums zu orientieren scheinen mag, so wurde diese eben nicht Betonplattengleich mal so eben hochgezogen, sondern noch nach streng klassizistischen Prinzipien und auch venezianischen, architektonischen Idealen Stein für Stein gemauert und mit einer, für damalige Verhältnisse, überaus beindruckenden Glaskuppel überdacht. Ob nun dort auch 1€ Märkte, Billigketten und Discounter zunehmend die altehrwürdigen Geschäfte verdrängen, kann ich nicht beurteilen. Sicher aber ist – die Galleria Umberto ist ein Meisterwerk der spätklassizistischen Architektur!

Galleria Umberto – Neapel
Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5286
Format: 340 x 215 mm
Dezember 2021
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