Die Ausstellung „Die 7 Todsünden“ im Gewölbekeller Kloster Kamp provoziert mit drastischen Bildern
Das ist keine leichte Kost: Blanke Brüste, hässliche Fratzen, nackte Wänste, Mord und Totschlag – „es gibt auch Leute, die gehen sofort wieder raus“, weiß der Brühler Künstler Andreas Noßmann aus Erfahrung. Die drastische Motivwahl bringt das Ausstellungsthema allerdings mit sich: „Die 7 Todsünden“ lautet der Titel der Bilderschau im Gewölbekeller Kloster Kamp. Freigegeben ist sie ab 16 Jahre – siehe oben.
Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen Zentrums Kloster Kamp, ist die provokante Seite der Sonderausstellung zum Jubiläum „900 Jahre Kloster Kamp“ an diesem Ort sehr wohl bewusst. „Hier geht es ans Eingemachte, es geht um den Menschen – um uns“, sagt Hahnen, der die Ausstellung als Gegengewicht zur eher heiter-verspielten Marionettenausstellung „Konvent der Bosse“ in der Schatzkammer sieht.
Für ihn geht es bei der Ausstellung über die sogenannten „Wurzelsünden“ – Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit – nicht um Moraltheologie, sondern um den Bezug zur Gegenwart: Die tägliche Jagd nach Geld, Einfluss, Imagepflege oder Ekstase sieht er als aktuellen Bezug: „Deshalb ist die Ausstellung wie gemacht für diesen Ort. Das ist Denkfutter – des Jubiläums würdig.“ Im historischen Kontext verweist Hahnen auf das Wappen von Kloster Kamp im Mauerwerk der Abteikirche: „In der Mitte ist der Erdkreis zu sehen, der gebunden von einem Zwinggürtel ist.“ Dieses Symbol habe im Mittelalter für all das gestanden, was die Menschen knechtete und an „wahrer Entfaltung“ hinderte. „Das wollten die Zisterzienser-Mönche überwinden“, so Hahnen.
Noßmann verweist auf den möglichen Ursprung: So stamme eine erste Nennung der „Hauptlaster“ vom Mönch Euagrios Pontikos. Anlass sei für ihn das offenbar schon im 4. Jahrhundert schon recht „ausschweifende Klosterleben seiner Glaubensgenossen“ gewesen.
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Geschaffen hat Noßmann den Bilderzyklus in vier Jahren. Seine 42 kolorierten Bleistift- und Federzeichnungen erinnern in ihrer schonungslosen Bildsprache mitunter an Werke von Hieronymus Bosch oder Goya. „Ich weiß, dass es keine leichte Kost ist, man kann sich in Details verlieren“, sagt Noßmann. Zu seinen Stilmitteln zählen Symbolik, Direktheit und Ironie. Jedes Bild erzählt die Geschichte einer in den Abgrund taumelnden Gesellschaft.
Wer genau hinschaut, entdeckt viele bekannte Motive – und manchmal auch bekannte Gesichter. Da hocken der kleine Hobbit und Gollum im Bild „Missgunst“ zu Füßen einer merkwürdigen Gesellschaft, der ehemalige Bayern-Boss Uli Hoeneß lugt von rechts in die Zeichnung mit dem Titel „Von Raffsucht und Gier“, in der alle um das goldene Kalb tanzen.
Dass viele seiner Bilder bitterböse sind, ist beabsichtigt, sie zu zeichnen, habe „extrem“ Spaß gemacht, sagt Noßmann. Erfolg haben seine Zeichnungen in jedem Fall – fast alle zwischen 2008 und 2012 entstandenen Originale sind bereits verkauft.
Zu sehen ist die Ausstellung „Die sieben Todsünden“ bis zum 1. November. Zur Eröffnung am Samstag, 1. April, 15.30 Uhr, spricht Pfarrer Joachim Brune. Der Künstler ist anwesend.
von Gabi Dies
© WAZ – NRZ, Quelle: Provokante Bilder im Kloster Kamp: „Geht ans Eingemachte“ – nrz.de