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Heillose Welt – satirisch gesehen

Zeichnungen und Radierungen von Andreas Noßmann in der Galerie Fahrenhorst

Zeichnungen und Radirungen von Andreas Noßmann in der Galerie FahrenhorstHAMELN. Nicht als Künstler sehe er sich, sondern als Grafiker mit Phantasie. Diesen erstaunlichen Satz des knapp 30 Jahre jungen Andreas Noßmann zitierte Christel Fahrenhorst am Sonnabendabend anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung seiner Zeichnungen und Radierungen in ihrer Galerie.

Was meinte Noßmann damit? Bescheidenheit hat er nicht nötig. Die Zahl der beschickten Ausstellungen in den letzten fünf Jahren und das beträchtliche Oeuvre, das auch ein Dutzend Buchveröffentlichungen einschließt, könnten doppelt so alte Kollegen vor Neid erblassen lassen. Und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm gewiss auch nicht, wenn er sich mit modernen Variationen an Goyas Capriccios misst.

Noßmann selbst sagt dazu, er wolle keine Kunst machen, sondern eine gute Zeichnung oder Radierung. Indem er sich zuerst einmal auf sein unbestreitbares handwerkliches Können verlässt, grenzt er sich gleichermaßen ab gegen Künstler, für die das Handwerkliche keine Rolle mehr spielt, wie auch gegen Kritiker und Manager, die deren Arbeiten als allein gültige „Richtung“ auf dem Kunstmarkt lancieren.
Mit unbestreitbarem Erfolg tut Noßmann fröhlich das, was vielen seiner Kollegen ein Graus ist: Er ist gegenständlich bis zum Realismus, seine Bildtitel stimmen mit den Bildinhalten überein, und die meisten seiner Arbeiten erzählen eine Geschichte. Man kann sie als literarisch-illustrativ bezeichnen, wenn man diese Begriffe nicht abwertend meint.

Seine Themen findet er in der Musik, wo ihm mit seinem Paganini-Zyklus die wohl geschlossenste künstlerische Leistung gelingt, oder in der Welt der Clowns und des Zirkus, der für ihn ein Spiegelbild. unserer Welt ist. Gern schlüpft er selbst in die Rolle dieser lustig-traurigen Spaßmacher. Satire oder schwarzer Humor bestimmen viele seiner Bilder – manchmal surrealistisch überhöht, gelegentlich etwas zu direkt in der Umsetzung. Bilder, die hinter scheinbarer Verspieltheit eine heillose Welt ahnen lassen.

Dies lässt an Wilhelm Busch denken, wie denn auch Noßmanns Zirkusdirektor von dem Meister aus‘ Wiedenstahl stammen könnte. Spätestens hier aber endet der Vergleich – der Jüngere benutzt ein breites Spektrum an zeichnerisch-malerischen Mitteln: Tuschfeder, Farbstifte, Bleistift und Aquarellfarben fügen sich zu einem geschlossenen Ganzen. Einige Tuschpinselzeichnungen, nur in Schwarz-Weiß, zeigen eindrucksvoll seine Bandbreite, die von kompakten bunten Bildgeschichten zu jenen sparsam angelegten dynamisch-dämonischen Figuren reicht, bei denen die Kunst im Weglassen liegt. Und nicht ganz von ungefähr gehört das beinahe abstrakte „Requiem – Amadeuskluft II.“ zu den stärksten Eindrücken dieser Ausstellung.

Geöffnet: Di., Do., Fr. 15-18′ Uhr, Mi. 10-18 Uhr und Sa. 10-13 Uhr.
Hans-Joachim Trippler

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