
Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 im elsässischen Kaysersberg geboren, das damals zum Deutschen Reich gehörte. Er wuchs in einer Pfarrersfamilie auf und entwickelte schon früh eine tiefe musikalische und theologische Begabung. Nach seinem Theologiestudium in Straßburg, Paris und Berlin entschied er sich, das Leben und die Lehren Jesu aus einer historischen Perspektive zu untersuchen, was ihn zu einem der bedeutendsten Theologen seiner Zeit machte. Sein Buch Von Reimarus zu Wrede (1906) prägte die Diskussion um das historische Jesusbild nachhaltig und machte ihn international bekannt. Parallel dazu war Schweitzer ein begnadeter Organist und Musikwissenschaftler. Seine Liebe zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, führte dazu, dass er nicht nur als Interpret, sondern auch als Kenner der Orgelbaukunst und Bachforscher Anerkennung fand.
Trotz seiner Erfolge in Theologie und Musik entschloss sich Schweitzer mit Anfang 30, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Er studierte Medizin, um seine Vision, den Menschen direkt zu helfen, zu verwirklichen. 1913 reiste er mit seiner Frau Helene nach Lambarene, in das damalige Französisch-Äquatorialafrika, wo er ein Krankenhaus gründete. Unter teils widrigsten Bedingungen baute Schweitzer dort eine medizinische Versorgung für die lokale Bevölkerung auf. Seine Arbeit war geprägt von seinem ethischen Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben“, das für ihn die Grundlage jeder menschlichen Handlung darstellte. Dieses Prinzip betonte die Verantwortung des Menschen, alles Leben zu respektieren und zu schützen.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Schweitzer aufgrund seiner deutschen Herkunft interniert, was seine Arbeit zeitweise unterbrach. Nach dem Krieg kehrte er jedoch nach Lambarene zurück, um das Krankenhaus weiter auszubauen. Für seine unermüdliche humanitäre Arbeit wurde er 1952 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, dessen Preisgeld er nutzte, um sein Krankenhaus zu erweitern. Schweitzer schrieb zahlreiche Bücher, hielt Vorträge und setzte sich insbesondere in seinen späteren Jahren aktiv für den Frieden und gegen die nukleare Aufrüstung ein. Er blieb bis zu seinem Tod am 4. September 1965 in Lambarene, wo er inmitten der Menschen, denen er sein Leben gewidmet hatte, beigesetzt wurde. Schweitzers Leben war geprägt von einem außergewöhnlichen Streben nach Mitmenschlichkeit, das in seinem Denken und Handeln eine harmonische Einheit fand.
Rohrfeder, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5396
Format: 500 x 350 mm
Januar 2025