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Mit spitzem Bleistift

Mit spitzem Bleistift

rhede1Freche, witzige und provokante Zeichnungen und Radierungen von Andreas Noßmann sind ab Sonntag im Apotheken Museum zu sehen.
von Sabine Hecker

Rhede – Der Pianist wendet lässig den Kopf. Den Zigarillo lässig im Mundwinkel, die Brille auf der Nasenspitze, der Hut sitzt leicht schief, die Finger liegen auf den Tasten. „Last Concert II.“ nennt Andreas Noßmann seine Federzeichnung. Ein Stück Nostalgie fängt der Zeichner mit diesem Bild ein, nicht nur durch das Motiv, auch durch das Papier. Als Untergrund für seine Serie von Musikern wählte der Künstler altes Grundbuchpapier. „Über hundert Jahre alt“, sagt Hermann Göring. Der Bocholter vermarktet seit 18 Jahren die Bilder des 43-jährigen Noßmann und organisiert Ausstellungen. Derzeit tut er das in Rhede. Im Medizin- und Apothekenhistorischen Museum sind ab Sonntag, 13. Februar, Arbeiten von Andreas Noßmann zu sehen. Der Titel der Ausstellung: Hintergründige Zeichnungen und Radierungen

Hintergründig sind die Bilder in der Tat. Es braucht mehr als einen Blick, um die Details zu erkennen, die kleinen Frechheiten, die Provokationen und auch die komischen Elemente, die der Zeichner einbaut. Noßmann sei ein Typ, „der menschliche Schwächen ausnutzt und zu Papier bringt“, sagt Göring. „Die Exponate zeigen Unverschämtes, Ironisches, Rührendes, Romantisches, Anzügliches und Bösartiges.

Zu den humorvollen Bildern zählen zum Beispiel die neuesten Arbeiten aus Anlass der Ausstellung im Apothekenmuseum. Passend zum Ort der Ausstellung beschäftigt sich Noßmann mit medizinischen Themen. „Reine Nervensache“ zeigt eine Szene im Zahnarztstuhl, bei der die Sprechstundenhilfe ihre Lippen nachzieht, während der Arzt mit abgewandtem Blick und eigenwilligem Bohrinstrument im Mund des Patienten arbeitet. „Proktologisch“ geht es auf einer anderen Kugelschreiberzeichnung zu, die durch den in der Luft hängenden Hintern dominiert wird. Kugelschreiber, Feder und Bleistift sind das Arbeitswerkzeug von Andreas Noßmann, der ohne Skizzen und Vorstudien seine Figuren und Szenen zu Papier bringt.

Dabei amüsiert er nicht nur, er provoziert auch. Zum Beispiel mit seiner Bilderserie Caligula, mit angebundenen Frauen, eindeutigen Szenen römischer Ausschweifungen mit grinsendem Spanferkel unter dem Bett. Diese Bilder spalten die Betrachter der Noßmann-Werke. Gea Runte vom Museum beispielsweise winkt ab. Frauenfeindlich, so ihr Urteil. Bei anderen Noßmann-Fans kämen gerade diese frivolen Bilder gut an, sagt Göring, der in Rhede auch einge ausgewählte Arbeiten aus der Caligula-Serie zeigen will.

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