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Das unbezahlbare Lächeln

Nach der Die Welt da draußen und Auf Augenhöhe, hier nun meine letzte Arbeit für den Kalisto Tierpark in Kamp-Lintfort. Für mich, der eher auf düstere, kontroversere Thematiken steht, war es eine wirkliche Herausforderung nun etwas zu kreieren, thematisch zu realisieren, was sowohl Erwachsene, aber vor allem auch Kinder direkt ansprechen können sollte. Ob es mir gelungen ist wird sich vermutlich erst nach einer gewissen Zeit erweisen, denn auch Bilder brauchen natürlich ihre Zeit beim Betrachter anzukommen – oder auch nicht. Ich selber kann am besten, auf Grund der reduzierten Farbigkeit, mit der ersten Arbeit leben, während mir die folgenden dann am Ende doch zu farbig, ja ein wenig zu niedlich erscheinen. Aber ich bin ja auch schon seit ewigen Zeiten kein Kind mehr. Ich bleibe somit gespannt darauf, wie die drei Zeichnungen in der Gunst den kleinen Besucher des Tierparks ankommen werden.

Im Blog zuvor habe ich mich ein wenig über die Unsinnigkeit von Tierdressuren in Zirkusaufführungen geäußert und begrüßte es ausdrücklich, dass die Zeiten von ehemals tanzenden Bären oder im Ballett rotierenden Elefanten nun hoffentlich endlich vorbei zu sein scheinen. Erst gestern verstarb Siegfried Fischenbacher, der letzte Teil des Duos Siegfried & Roy, welche vor allem in den 1980er Jahren mit einer Kombination von Dressur Stückchen mit weißen Tigern und ein wenig Hokuspokus Weltruhm erlangten. Dieser Spuk endete je als 2003 sich einer der Tiger, während einer Show, über Roy hermachte, lebensgefährlich verletzte und somit wohl allen deutlich machte, dass solche Tiere eben nicht auf eine Glamourbühne eines Hotels in Las Vegas gehören. Uns Menschen gehört nicht die Welt!

Aber auch die Einrichtung des Zoo an sich sah sich in den letzten Jahren zunehmend der Kritik von Tierschutzverbänden ausgesetzt, denen ich in Teilen, aber nicht zu Gänze folgen kann. Als die ersten Tierparks Mitte des 19.Jhdts zu Attraktionen der Großstädte wurden machte sich noch keiner Gedanken um das Thema artgerechter Tierhaltung. Im Gegenteil. Das überaus puritanische Verständnis des damaligen Bürgertums forderte sogar die dort ausgestellten Tiere mit Windeln zu versehen um damit den Genital und Analbereich zu verdecken. Solch ein Übermaß an menschlicher Dummheit konnte sich dann aber doch nicht durchsetzen. Aber auch ich kenne noch den an Hospitalismus leidenden Eisbären, der im Grunde wie verblödet nur von einer Ecke in die andere trottete und sich durch nichts in seiner Monotonie ablenken ließ. Diese Zeiten scheinen mir nun aber auch vorbei.

Ich glaube sehr wohl, dass man sich heute sehr viele Gedanken darüber macht, wie man Tiere gemäß ihrer Art auch in einem Zoo halten und somit einem interessiertem Publikum zugänglich machen kann. Natürlich ist und bleibt dies ein strittiges Thema, wie z.B. bei Raubkatzen oder generell sehr lauffreudigen Tierarten bei denen ein Gehege, wie groß es auch angelegt sein mag, dennoch zu klein erscheint. Dies bleibt natürlich zu diskutieren. Aber man sollte auch erwähnen, mit viel Hingabe, Aufopferung und Liebe sich all diese Tierpfleger ihren Zöglingen Tag täglich hingeben – dies ist schon sehr bewundernswert.

Somit abschließend die Frage, die ja immer wieder gestellt wird, nach dem Glück, dem Wohlbefinden der Tiere, die wir uns selber ja beantworten wollen, weil wir jene, um die es ja geht hier geht nicht befragen können. Tiere in Freiheit sind für uns das höchste zu bewahrende Gut, aber dennoch für viele Tierarten auch ein alltäglicher Stress um endlos weite Wege bei der Futtersuche, ein ewiges sich verstecken müssen vor Feinden, usw. Fressen oder Gefressen werden, ist für viele Tierarten in freier Wildbahn somit ein ständiges auf der Hut sein, in einem Zoo dagegen erscheint mir das Leben, für bestimmte Arten, wie ein Hauptgewinn im Lotto. Aber natürlich – dies ist von mir eine recht gewagte These. Dessen bin ich mir bewusst.

Das unbezahlbare Lächeln
Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5253
Format: 350 x 500 mm
Januar 2021

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