
Don Quijote, Cervantes Ritter der traurigen Gestalt, im Grunde nur ein ehemals verarmter Landadeliger, verfügte über die stolze Kraft der Einbildung, fühlte sich einst berufen, inspiriert durch seine unzählig gelesenen Ritter- und Märchenromane, die Welt durch seine noch zu erlebenden Abenteuer als fahrender Ritter, doch ein wenig besser zu machen. Doch zu einem fahrenden Ritter gehört natürlich auch eine angemessene Rüstung. Diese hatte er allerdings schon vor Jahren erworben und in seinem Studierzimmer als Blickfang, für jeden Besucher gut sichtbar, in der Mitte des Raumes ausgestellt. Doch es fehlte noch ein passender Helm, zu diesem Blickfang, zu diesem überaus ritterlichen Arrangement aus Blech.
Sein Freund und Nachbar Sancho Panza fand dann tatsächlich einen Helm bei einem Schmied, in der hintersten Ecke vergessen, verrottet und verrostet, erinnerte sich aber gleich daran wem dieses Stück Schrott wohl größte Freuden bereiten würde. So nahm er den Helm mit und versteckte diesen in seinem Hause vor seiner herrschsüchtigen Frau. Denn Sancho war durchaus gewillt seinem Freund bei seinen insgeheim geplanten, noch zu bestehenden Abenteuern zu folgen – als Knappe. Denn dafür würde er vom kommenden Ritter von der Mancha reichlich belohnt werden, nämlich mit dem Gouvernement über eine der zahlreichen spanischen Inseln.
Doch Sanchos Frau fand den Helm, machte allerdings ausnahmsweise mal kein großes Gezeter und warf ihn dafür gleich auf den Misthaufen. In der Nacht nun, in dem der sich selbst zum Ritter Don Quijote Ernannte und sein Knappe Sancho sich heimlich auf den Weg machen wollten, suchten sie vergeblich im Haus nach besagten Helm. Nach lautem Geschrei gestand Sanchos Frau den Helm entsorgt zu haben und Don Quijote, zum ersten mal zu tiefst entsetzt angesichts solch mangelndem Respekts vor einem solch höchst ritterlichem Relikt, rang schwer um Kontenance. Man fand den Helm tatsächlich auf dem Misthaufen hinter dem Haus. Und obwohl völlig verschmutzt von Dung und Hühnermist brach Don Quijote gleich in Jubeleien aus, glaubte tatsächlich, Kraft seiner Einbildung, Sancho hätte für ihn den Helm des legendären Richard Löwenherz gefunden. Diesen trug Don Quijote so voller Stolz, sodass er ihn sogar des Nachts zum Schlafen nicht abnehmen wollte.
Doch der eigentliche Helm, welchen man auf den zahlreichen, klassischen Abbildungen des Don Quijotes immer wieder sieht, musste noch erobert werden, was aber der ritterliche Held selber noch nicht wusste. Eines Tages jedoch, in der Hitze der Mittagssonne nebeneinander reitend, schoss Don Quijote plötzlich, wie vom Blitz getroffen, die Lanze zum Angriff unter die Arme geklemmt, wie von Sinnen los, ein Ziel angreifen wollend, welches selbst Sancho in der Ferne nicht zu erkennen vermochte. Es war wohl ein reisender Barbier, der angesichts solch eines Ansturmes, einem dem Irrsinn erlegenen dürren, in Blech verkleideten Etwas, vor Angst gleich das Weite suchte und alles Hab und Gut einfach zurück lies. Darunter auch jene Barbierschüssel, die nun Don Quijote kurzum zum angeblich sagenumwobenen Helm des Mambrin, eines einst märchenhaften Königs deklarierte und Sancho immer wieder vergeblich versuchte seinem Herren begreiflich zu machen, dass das Stück Bleck nicht mehr sei als es ist. Auch ich habe nichts Erfahrenswertes zu einem König Mambrin gefunden – es gab ihn wohl nie und wenn dann doch, dann nur in der Phantasie des Helden oder seinem Autor.

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5238
Format: 225 x 320 mm
August 2020