
Herr Noßmann, Sie sind seit 1986 als freischaffender Künstler tätig – eine lange Zeit. Wie halten sich neue junge Talente nachhaltig in der Kunstszene?
Einfach ist es nicht, allein durch die Tatsache, dass der Wert eines Künstlers oder seiner Werke mit dessen Entwicklung und daher mit der Zeit steigt. Also ist Geduld gefragt. Ein anderer Punkt ist ein Manko in Bereichen wie Wirtschaftlichkeit und Marketing. Ein Künstler muss sich vermarkten können! Doch das lernt man leider nicht auf einer Kunstakademie. Der Kontakt zu guten Galleristen ist wichtig, die Netzwerkpflege ebenso. Es spielen so viele Komponenten zusammen. Bei einem passt es, bei vielen anderen leider nicht. Eins gilt für alle: Der Kunstmarkt kommt nicht zu Dir, Du musst aufstehen, losgehen und Dich ihm zeigen!
Neue Medien spielen auch in der Kunstszene eine wichtige Rolle. Fluch oder Segen? Wie in vielen anderen Brachen auch: Fluch und Segen zugleich! Wer sich nicht per se dagegen verschließt macht es richtig. Kunstfreunde können sich im Netz einen umfassenden Überblick über Künstler und Werke verschaffen; Galeristen und Vernissagen bieten die nicht zu ersetzende Wirkung der Originale auf den Betrachter. Schlau ist, wer beide Kanäle geschickt miteinander verbindet und so eine breite Zielgruppe anspricht.
Apropos Zielgruppe. Viele Ihrer Bilder kosten einige tausend Euro, eine Anschaffung, die nicht mal eben getätigt wird. Wer kauft Kunst und wer sollte sie kaufen? Wird sie mehr und mehr zur Geldanlage?

Nachhaltige Bilder setzen ein hohes Maß an Kreativität voraus. Vergleicht man Ihre einfühlsamen Zeichnungen wie die des Pianospielers mit denen der Todsünden und den anzüglichen, fast derben Darstellungen von Sex und Gier in einigen Bildern, stellt sich die Frage: Woher kommt diese Vielfalt?
Fast von alleine! Und eigentlich ist es ja auch genau das, was die Kunst ausmacht. Kreativität ist immer da. Mein Alltag, meine Umwelt und vor allem die Mitmenschen halten sie lebendig. Ich beobachte genau, ja, ich analysiere praktisch, beachte Details und gepaart mit dem wichtigsten Begleiter – der Fantasie – entsteht dann diese Bandbreite, die meine Arbeit vor allem für mich selbst interessant und schaffenswert macht.
MIKS Magazin EN 2 z2014
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