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Gevatter Tod

Im Vergleich zu Hänsel und Gretel oder Schneewittchen ist das Märchen Gevatter Tod der Gebrüder Grimm wohl heute eines der eher weniger bekannteren. Es erscheint mir im Vergleich mit anderen Märchen auch recht kurz gehalten, wenn auch recht eindringlich mahnend sich nicht mit jenen Mächten einzulassen, welche eben das Schicksal des Menschen auf Gedeih und Verderb bestimmen. Die Geschichte ist schnell erzählt, ohne hier das eigentliche Ende verraten zu wollen: Ein sehr armer Mann suchte einst für sein 13tes Kind einen Paten – einen sogenannten Gevatter, wie man diesen in früheren Zeiten auch nannte.

Der Teufel und auch Gott selbst boten sich dem armen Mann an, doch dieser erwählte den Tod als Paten für sein Kind, weil allein dieser, so seine feste Meinung, alle Menschen gleich behandele. Gänzlich entzückt darüber dem Teufel und selbst Gott bevorzugt worden zu sein, zeigte der Tod aus Dank dem Kind ein Kraut womit es zukünftig Menschen von jedweder Krankheit heilen werden dürfe, wenn er an dessen Kopfende ihres Bettes stehen würde. Stünde er dagegen am Fußende, wäre der Kranke verloren und des Todes. Und es versteht sich von selbst, dass es sehr töricht sei, dieses Gebot zu missachten.

Somit war das Patenkind des Todes schon als junger Mann zu einem hoch angesehenen Arzt herangereift und über die eigenen Landesgrenzen hinweg allseits bekannt, da seine Diagnosen und Heilmethoden mit einem geheimnisvollen Kraut immer richtig lagen, die Unheilbaren dagegen stets rechtzeitig ihre letzte Ölung erhielten. Eines Tages jedoch erkrankte der König und man versprach dem jungen Arzt, wenn er diesen retten könne, die Hand seiner einzigen Tochter. Doch als der junge Arzt des Königs Krankenzimmer betrat sah er seinen Gevatter am Fußende des Bettes stehen und um diesen nun überlisten zu können, drehte er den kranken, im Bett liegenden König ganz einfach um, sodass der Tod sich nun doch am Kopfende stehend wiederfand und der König, wider der Natur, doch genesen konnte.

Der Tod war erzürnt und warnte seinen jungen Freund, es nicht noch einmal zu wagen ihn so einfältig überlisten zu wollen. Doch auch des Königs Tochter, die ihm nun offiziell versprochen war, erkrankte ebenfalls plötzlich schwer. Und erneut stand Gevatter Tod am Fußende des Bettes und erneut wagte es der junge Arzt Kopf- und Fußende des Bettes zu vertauschen, natürlich nun um seine eigene Braut zu retten und um vielleicht irgendwann auch, durch diese Heirat begünstigt, selber König werden zu können. Man kann sich nun gut vorstellen, dass dieser erneute Verrat am Gevatter Tod nicht ohne Folgen bleiben werden würde. Die Art und Weise vom Ende einer Karriere, die des Lebens dieses jungen Mannes, kann ein jeder in einem Märchenbuch der Gebrüder Grimm eigentlich selber nachlesen.

9,84 x 8,07 inch, ballpen and colered pencil,
250 x 205 mm, Kugelschreiber, Farbstift | Dvz. 1483
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