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Honoré de Balzac – Genie zwischen Kaffee, Chaos und Komödie

  • Portrait

Balzac habe ich in frühen Jahren mit Begeisterung gelesen. Er bleibt mir bis heute in guter Erinnerung, vor allem wegen seiner überaus amüsanten literarischen Spitzfindigkeiten. Er war für mich natürlich nicht nur ein hoch interessanter Literat, sondern auch eine schillernde Persönlichkeit mit einem Lebensstil, der so exzentrisch war wie manche seiner Romanfiguren. Geboren 1799, gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Sein monumentales Werk La Comédie humaine umfasst über 90 Romane und Erzählungen, die ein umfassendes Panorama der französischen Gesellschaft seiner Zeit zeichnen. Doch hinter dem produktiven Schriftsteller verbarg sich ein Mann, dessen Privatleben ebenso dramatisch und überzeichnet war wie seine Literatur.

Eine der bekanntesten Anekdoten über Balzac betrifft seinen exzessiven Kaffeekonsum. Er soll bis zu 50 Tassen pro Tag getrunken haben – manchmal sogar pur gemahlenen Kaffee, den er mit Wasser hinunterspülte. Er glaubte, dass Kaffee seine Kreativität anregte und ihn in einen „Zustand produktiver Raserei“ versetzte. Angeblich schrieb er oft 16 Stunden am Stück, eingehüllt in einen Mönchskittel, um sich von äußeren Ablenkungen zu schützen.

Balzac war ein Meister der finanziellen Selbsttäuschung. Er träumte davon, reich zu werden – nicht nur durch Literatur, sondern auch durch waghalsige Geschäftsprojekte. Er versuchte sich als Verleger, Drucker, Papierfabrikant und sogar als Ananaszüchter. Fast alle Unternehmungen endeten im finanziellen Desaster, und er hinterließ ein Leben lang Schulden. Er war besessen von Geld und Status, was sich auch in seinen Romanen widerspiegelt. Marx und Engels lobten ihn dafür, dass er die ökonomischen Mechanismen der Gesellschaft literarisch durchdrungen habe.

Eine weitere kuriose Facette seines Lebens war seine jahrzehntelange Brieffreundschaft mit der polnischen Gräfin Ewelina Hańska. Die beiden schrieben sich über 17 Jahre, bevor sie sich endlich 1850 in Paris das Ja-Wort gaben. Doch das Glück war kurz: Balzac war bereits schwer krank und starb fünf Monate nach der Hochzeit.

Als junger Mann zog Balzac in eine winzige Mansarde in Paris, um Schriftsteller zu werden. Dort lebte er spartanisch, umgeben von Manuskripten, Schuldenbriefen und Kaffeekannen. Er arbeitete oft nachts und schlief tagsüber – ein Lebensrhythmus, der ihn körperlich ruinierte, aber literarisch beflügelte. Balzac war überzeugt, dass seine Werke eine neue Form der „sozialen Wissenschaft“ seien. Er katalogisierte seine Figuren wie biologische Arten, ließ sie in mehreren Romanen wieder auftauchen und schuf so ein literarisches Universum, das seiner Zeit weit voraus war. Balzac war ein Mann der Extreme: ein rastloser Arbeiter, ein Träumer, ein Schuldenkönig, ein Liebender auf Distanz – und ein Genie, das sich selbst ins literarische Denkmal meißelte. Seine private Lebensweise war ein wilder Tanz zwischen Größenwahn und Selbstzerstörung, aber gerade das macht ihn bis heute so faszinierend.

Bleistift, Farbstift, Ölpastell
Wvz. 5449
Format: 594 x 841 mm
September 2025

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