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Karl Kraus

Karl Kraus, neuntes Kind eines Papier- und Farbenfabrikanten, zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern des beginnenden 20. Jahrhunderts. Neben seiner Tätigkeit als Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker und Förderer junger Autoren, war er vor allem auch als Sprach- und Kulturkritiker gleichermaßen geliebt wie gefürchtet. Vor allem die zeitgenössische Presse, die Journaille wie er diese abschätzig bezeichnete, fand in ihm einen erbitterten Gegner. Kraus polarisierte Zeit seines Lebens. Sein unerschütterliches Selbstbewusstsein schützte ihn zwar bei anstehenden Lesungen nicht vor Lampenfieber, seine Anhänger aber sahen in ihm eine fesselnde Persönlichkeit, eine unfehlbare Autorität:

Vor seinen Augen finde niemand Gnade. In seinen Vorlesungen greife er alles an, was schlecht und verdorben sei. […] Jedes Wort, jede Silbe in der Fackel sei von ihm selbst. Darin gehe es zu wie vor Gericht. Er selber klage an und er selber richte. Verteidiger gäbe es keinen, das sei überflüssig, er sei so gerecht, dass niemand angeklagt werde, der es nicht verdiene. Er irre sich nie, könne sich gar nicht irren. […] Wenn er daraus [aus den Letzten Tagen der Menschheit] vorlese, sei man wie erschlagen. Da rühre sich nichts im Saal, man getraue sich kaum zu atmen. […] Wer ihn gehört habe, der wolle nie mehr ins Theater gehen, das Theater sei langweilig verglichen mit ihm, er allein sei ein ganzes Theater, aber besser, und dieses Weltwunder, dieses Ungeheuer, dieses Genie trug den höchst gewöhnlichen Namen Karl Kraus.“ schrieb Elias Canetti in seiner Autobiografie.

Auch Thomas Mann äußerte sich 1913 ähnlich fasziniert von Karl Kraus:
„Seine geistliche Art, Jean Paul zu lesen, fesselte mich sogleich sehr innerlich. Und die geistreiche Leidenschaft, mit der er, in seinen eigenen so scharf und rein stilisierten Schriften, die großen Grundsachen des Lebens, Krieg, Geschlecht, Sprache, Kunst, gegen Schändung und Verschmockung, gegen die Welt der Zeitung, gegen die Zivilisation verteidigt,– auch sie hat etwas Geistliches, etwas Religiöses, und wer den Gegensatz von Geist und Kunst, von Zivilisation und Kultur irgendwann einmal begriffen hat, der wird sich von dem satirischen Pathos dieses Antijournalisten nicht selten sympathisch mitgerissen fühlen.“

Federzeichnung
Dvz. 1340
Format: 230 x 200 mm
09.05.2020
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