Diese Portraitzeichnung, des wohl bekanntesten und auch gleichsam gefürchtetsten Akteurs der Französischen Revolution, kurz „Maxim“ von seinen Freunden genannt, entstand ausnahmsweise mal nicht nach zeitgenössischen Gemälden oder Zeichnungen, sondern leitet sich von einer forensischen Rekonstruktion ab, die 2013 nach seiner Totenmaske erstellt wurde. Dabei ergibt sich schon rein optisch ein völlig anderes Erscheinungsbild jenes Unerbittlichen und Unbestechlichen, der nicht nur seinen wichtigsten politischen Weg Begleiter Georges Danton, sondern auch selbst intimste Freunde wie Camille Desmoulins, bei dessen Hochzeit er noch Trauzeuge und auch Pate bei der Geburt seines ersten Kindes war, der Guillotine zuführen ließ.
„Tugend, ohne sie ist der Terror verderblich; Terror, ohne ihn ist die Tugend machtlos.“
Nun, so adrett und kokett, wie Robespierre sich einst hatte malen oder zeichnen lassen, war der erst 36jährige wohl schon lange nicht mehr, denn er kränkelte seit Jahren, was sein Äußeres nachhaltig negativ beeinflusst haben muss. Denn Robespierre litt nicht nur unter immer wiederkehrendem Nasenbluten, wachte stets am Morgen auf einem Blutverschmierten Kopfkissen auf, sondern war wahrscheinlich auch mit einem Leberschaden gestraft, der seiner Haut, dem Weiß der Augen, einen deutlichen Gelbstich verlieh und offene Wunden, insbesondere an den Beinen, nur schwerlich verheilen ließ. Hinzu kam eine nur zögerlich verheilende Pockenkrankheit, die sein einst so ansehnliches, jugendliches Gesicht, rapide altern ließ.
Bis heute gibt es keine wirklich verlässlichen Angaben hinsichtlich der eigentlichen Opferzahlen der Französischen Revolution, denn es wurde verständlicher Weise nur ungern Buch darüber geführt, die meisten in Massengräbern verscharrt. Man geht heute davon aus, dass in den Jahren 1789 bis 1798 gut 18.000 Menschen in Frankreich auf dem Schafott landeten. Robespierre selber unterschrieb, in seiner nur 15 Monate andauernden Amtszeit als Vorsitzender des Revolutionsrates, knapp 3000 Todesurteile. Die zahlreichen Lynchmorde, an all den Gefangenen in den überfüllten Gefängnissen Frankreichs (wie z.B. bei dem berüchtigtem September Massaker), sowie die zahlreichen Massenmorde in den aufständigen Provinzen, wie z.B. in Lyon, sind wohl hierbei noch gar nicht mit eingerechnet.
Eine korrekte Einschätzung seiner wirklichen politischen Bedeutung, des einst so mächtigen Jakobiners Maximilien de Robespierre, an den Jahren der Französischen Revolution, bleibt somit bis heute umstritten, da deren Betrachtung stets überschattet wird von all seinen unzähligen und auch oftmals willkürlich gewählten Opfern. Als er dann 1794, schon halbtot, gezeichnet von einem gescheiterten Selbstmordversuch, nun selber den Gang zum Schafott gehen muss, atmet ganz Frankreich auf. Doch selbst danach geht das Morden noch Jahre weiter …
Terror ist nichts anderes als sofortige, unnachsichtige und unbeugsame Gerechtigkeit; folglich ist er ein Ausfluß der Tugend.
Maximilien de Robespierre am 5ten Februar 1794 vor dem Konvent