
Der Roman von Klaus Mann ist allerdings, und dies macht ihn so einzigartig, auch ein bedeutendes Dokument von zeitbezogener Reflexion. Der/die Verführer hier – das sich etablierende Nazitum, der Protagonist, ein erfolgreicher Theaterschaupieler und Intendant, welcher sich nur um seines ihm versicherten Ruhmes und Karriere, durch das verbrechrische System klag- und kritiklos vereinnahmen lässt.
Die besondere Brisanz dieses Buches liegt sicher vorallem in der Tatsache, dass die Hauptfigur des Romans keineswegs fiktiv ist sondern eine klare Anspielung auf den Werdegang und Karriereverlauf des damals allseits bekannten und mehr als erfolgreichen Schaupielers Gustav Gründgens (1899-1963) im Dritten Reich ist – nicht nur ein intimer Freund von Klaus Mann, im Vorkriegsdeutschland, sondern zeitweilig auch sein Schwager. Er war – eher aus Gründen der Werbewirksamkeit – kurzfristig mit seiner älteren Schwester Erika verheiratet.
![Klaus Mann ... Welch seltsame Familie sind wir [...]](http://www.andreasnossmann.com/wp-content/uploads/2012/12/45701-230x300.jpg)
Man ist dennoch geneigt (nicht nur als Kunstschaffender) Herr Gründgens ein wenig zu verteidigen: Jemand, der die Welt um sich herum, selbstvergessen, nur um seiner Kunst Willen total ausblenden kann, nur um sich auf sein Wesentliches, seine Gedanken zu fokussieren, könnte einem eine gewisse Bewunderung abverlangen. Wenn da nicht weitere Peinlichkeiten seitens von Herr Gründgens bekannt geworden wären!

Zum Anderen – und dies ist mehr als bedenklich – hat die Familie Gründgens (vor allem nach 1963 der Adoptiv Sohn), im westlichen Nachkriegsdeutschland, eine Veröffentlichung des Mephisto über Jahre erfolgreich verhindern können.
Erst im Jahr 1981 wurde der Roman trotz des bestehenden Verbotes 
Abschließend sei an dieser Stelle die Verfilmung dieses Buches von István Szabó, aus dem Jahre 1981, mehr als empfohlen. Einer der ganz großen Rollen von Klaus Maria Brandauer …
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