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Skurriles Panoptikum

Andreas Noßmann im Haus Hildener Künstler

Andreas Noßmann im Haus Hildener Künstler

Skurriles PanoptikumRheinische Post/HILDEN. Jan Boomers sparte nicht mit Lob: Er sehe Andreas Noßmann als einen Künstler, der in der Tradition von Hieronymus Bosch, Goya oder Rembrandt stehe, betonte er in seiner Laudatio. Einverstanden – aber einer, der sich mit beiden Beinen in der Gegenwart befindet, den vielfältigen Anforderungen, die das 20. Jahrhundert an die Kunst stellt, vollauf gerecht wird.

Es ist schon eine überzeugende Werkschau, die das „Haus Hildener Künstler“ zum 30. Geburtstag des bekannten Graphikers und Zeichners präsentiert. Immerhin ist Andreas Noßmann gebürtiger Hildener, auch wenn ihn seine Ausstellungen in den vergangenen Jahren quer durch ganz Deutschland geführt haben. Und welch ausgezeichneten Ruf er sich dabei erwerben konnte, zeigt schon die enorme Resonanz auf die jetzige Geburtstags-Ausstellung: So beengt ging es bei einer Vernissage im Haus Hofstraße schon lange nicht mehr zu.

Mit seinen Kornpositionen aus Kugelschreiber, Farbstift, Aquarellfarbe und Tusche bedankte sich Andreas Noßmann nun auf die für ihn typische Art und Weise. Er hat den Hildenern in seinen Zeichnungen ein Panoptikum skurriler Figuren und Gestalten geliefert, in dem diese nach Herzenslust schwelgen und „herumschnuppern“ dürfen. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt, und so darf es nicht verwundern, wenn sich das zeichnerische Spektrum zwischen sämtlichen „Möglichkeiten und Spielarten des Menschen“ bewegt – zwischen Humor und Entsetzen, Anmaßung und Leiden, Einmaligkeit und Programmierbarkeit, Zukunftsoffenheit und lautlosem Tod. .
Motive wie das durch einen Schuh dargestellte Auto reizen zum Lachen. Dennoch gehört Noßmann keineswegs zu jenen Joke-Malern, die durch die Wahl ihrer Motive nur Unterhalten wollen. Seine Zeichnungen sind geschickt komponiert: mitunter in fast konfuser Figurenvielfalt, in der die Farbe jedoch sparsam und gezielt eingesetzt wird.

Die Zyklen „Zirkus“ und „Sexus“ bilden zwar gegensätzliche, aber dennoch ungemein beeindruckende Schwerpunkte der Ausstellung – der eine gefällt durch sein inneres Spannungsverhältnis zwischen Humor und Leid, Symbolisiert durch die Figur des Clowns; der andere durch die konsequent vorgetragene und mit ureigenen Reizen ausgestattete Sexualität, die nichts Zufälliges hat und die man nur akzeptieren oder ablehnen kann.
Durch einen Aspekt weisen sich Andreas Noßmanns Zeichnungen allerdings noch besonders aus: man kann sie nur sehr schwer in Worte fassen. Deshalb sollte sie jeder einmal persönlich in Augenschein nehmen. Gelegenheit dazu besteht noch bis zum 12. Juli. Es lohnt sich!

PETERKORN

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