Jürgen Luttmer zeigt Zeichnungen von Andreas Noßmann. Interpretationen zu den sieben Todsünden sind darunter.
CLOPPENBURG — Großen „Bohei“ um das 60-jährige Bestehen der Soesten-Galerie Kramer in Cloppenburg will Inhaber Jürgen Luttmer eigentlich nicht machen. Mit Andreas Noßmann wird aber ab Sonntag, 6. November, ab 11 Uhr ein Künstler ausgestellt, der mit seinen drastischen Zeichnungen über die sieben Todsünden das Zeug dazu hätte, für Aufsehen zu sorgen. Jedenfalls keine leichte Kost, wie Luttmer zugibt.„Vier Wände, vier Themen“ ist die Jubiläumsausstellung mit Noßmann-Zeichnungen überschrieben. Die Werke sind in die Themenbereiche Goya, Leselust, fantastische I.andschaften – und eben die sieben Todsünden eingruppiert, erläutert Luttmer, der ein „freundschaftliches Verhältnis“ zu dem Künstler aus Brühl unterhält. Die Todsünden – Interpretationen- seien „sehr anspruchsvoll“. Jeweils sieben Interpretationen wolle Noßmann in den nächsten Jahren zu jeder Todsünde schaffen, erzählt Luttmer, Hintergrund sind verschiedene Übersetzungen und Interpretationen, die die lateinischen Begriffe im Laufe der Zeit durchlaufen haben. Zu sehen sein werden in Cloppenburg die künstlerischen Bearbeitungen von Hochmut (Superbia), Faulheit und Verdrießlichkeit (beide Varianten der Acedia) und Zorn (Ira). Den Werken liegen intensive Recherchen zugrunde. Kleine Texte sollen deshalb die Bilder erläutern.
„Noßmann legt den Finger in die Wunde“, beschreibt Luttmer. Mit spitzer Feder prangert der „große Moralist unserer Zeit“, wie Noßmann einmal genannt wurde, Auswüchse der Gesellschaft an — nie platt, immer hintergründig, immer spitzfindig. „Hier liegen die Ähnlichkeiten zu Goya“, bemerkt Luttmer. Dem Hofmaler des spanischen Königshauses, der auch die Maßlosigkeit seines Dienstherren anprangerte, widmet sich folgerichtig der zweite Themen komplex der Jubiläum Ausstellung gezeigt wird etwa die Interpretation von Goyas „Die verkaufte Braut“.Besonders aktuell sind die Bezüge in den Werken „Was kostet die Welt?“ und eine Zeichnung zur Affäre in der Versicherungsgruppe Hamburg-Mannheimer. Auch zu sehen sind Landschaftsbilder.
Eine weitere Besonderheit gibt es denn doch noch zum Jubiläum: „Geschichtenerzähler Noßmann“ (Luttmer) hat eigens für die Galerie ein Werk mit dem Titel „Die Geister, die ich rief…“ erstellt. Sogar Jürgen Luttmer ist darin verewigt.
100 vierfarbige im Format 70 mal 50 Zentimeter auf glänzendem Papier gebannte und nummerierte Kunstdrucke dieses Bildes werden bei der Ausstellung kostenlos an die Besucher verteilt. Die Besucher können sich die Bilder von Andreas Noßmann signieren lassen, denn der Künstler wird an diesem Sonntag anwesend sein. Ein Grußwort hält Cloppenburgs Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese. Die Einleitung spricht Kunst-Magister Hartmut R. Berlinicke.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 20. November.
von Reiner Kramer
BILD: REINER KRAMER
Jürgen Luttmer präsentiert zum Jubiläum der Soesten-Galerie Kramer Werke von Andreas Noßmann.
@www.soesten.galerie-kramer.com