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Das Dorf (Romanfragment) No. 2

Die große Hauptgasse des Dorfes schlängelte sich windend vom Strand aus, das Dorf mittig teilend, in Richtung der großen, alles umspannenden Felswand. Einer zunehmend verkalkenden Schlagader gleich bogen links und rechts, weitere, kleinere Gassen, wie immer kleiner werdende, sich noch weiter verästelnde Äderchen ab, um sich in der meist hier alles umschlingenden Dunkelheit, in einer unerklärlichen Art von Labyrinth zu verlieren. Die Hauptgasse war im Grunde auch nur wenige Meter breit, so dass, wenn überhaupt, nur ein Auto hinein fahren konnte, um dann, unter größten Mühen, zu wenden. Denn eine Ausfahrt, vielleicht über eine andere Gasse, aus der Hauptgasse heraus, gab es nicht. Schlimmer noch …, alle abgehenden Gassen verjüngten sich, eben einer weiteren Ader gleich, in zunehmenden Maße, an deren Ende im Grunde vielleicht noch ein Pärchen, eng umschlungen, hindurch schlüpfen konnte. Alle Gassen waren mit schweren, groben Pflastersteinen ausgelegt, welche über die langen Jahre hinweg, durch Wind und Wetter, also vor allem dem vielen Regen geschuldet, fast plan geschliffen waren. So etwas wie einen Bürgersteig gab es somit auch nur in der Hauptgasse, einen Rinnsal wie hier nun auch, mit entsprechenden Abflussmöglichkeiten, gab es allerdings überall im Dorf, selbst in der kleinsten Gasse. Dieser ewige Regen, mit seinen Unmengen an herab schnellendem Wasser, selbst im  Hochsommer das Dorf immer wieder Unwetterartig heimsuchend, musste ja irgendwo hin abgeleitet werden. Somit war angeblich die Kanalisation dieses Dorfes, diese abenteuerliche Unterwelt von feinst gemauerten Kanälen und Abflüssen wohl einzigartig in seinen Ausmaßen und zogen sich, wie man munkelte, unterirdisch bis weit über diese Bucht hinaus. Nur einige wenige Auserwählte des Dorfes stiegen einmal im Jahr hinab, in diese Unterwelt, um das nötigste mal zu richten, den einen oder anderen Abfluss, dieser oder jenen Gasse, mal wieder von verstopfenden Abfall und Blätterwerk zu befreien. Wer weiß wirklich, wer oder was, in den Kilometer langen unterirdischen Gängen sonst noch so hauste? Heere von Nagern, da war man sich sicher. Und was, oder wer sonst noch?

Ende – Auszug, Teil 2

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