50321 Brühl - Von Wied Str. 1
02232 - 206 79 09
a@nossmann.com

Der verlorene Sohn

J.R.R. Tolkien verfasste sein Mega Fantasy Epos Herr der Ringe wohl einst nicht nur unter dem Eindruck der damaligen aufkommenden industriellen Revolution und dessen dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt und auf die bisherige, vor allem durch reine Hand- und Landarbeit geprägte Arbeitswelt der Menschen, sondern zog auch vieles, für seine Vision von Mittelerde, aus dem Schrecken, der Apokalypse des ersten Weltkrieges, welcher, „dank“ moderner Technologien verheerender war, als alle Kriege je zuvor.

J.R.R. TolkienSo ist es im Herr der Ringe vor allem die verräterische Figur des Zauberers Saruman, der immer wieder neue Kriegsmaschinen erfindet und hierzu, um all diese erbauen zu können, von seinen Schergen ganze Wälder roden und abholzen lässt. Doch dem nicht genug, er erschafft auch durch die Kreuzung verschiedener degenerierter Rassen auch einen völlig willenlosen Supersoldaten und erfindet mal ganz nebenbei auch noch etwas, was man Bomben oder Granaten nennen könnte, um selbst fest gemauerte Wälle zum Einsturz zu bringen. Doch in einem Roman, in einem Epos wie diesem, ist es eben möglich, die Natur sich selber erheben zu lassen. Denn der Wald lebt, selbst der noch verbliebene Rest wendet sich dann doch gegen seinen Ausbeuter, ist immer noch stärker als der Mensch selbst und stürzt seinen Peiniger. Schon Tolkien wusste, die Natur holt sich am Ende dann doch alles wieder zurück …

Der Jahrtausende andauernde Krieg ist in Herr der Ringe ein bestimmendes Thema, wenn auch Gut und Böse hier eindeutig verteilt sind. Aber es geht auch hier, wie in jener Zeit des Tolkien, Anfang des 20 Jhdt. von Europa selbst so ihm vor Augen geführt, rein um politische Macht, um Ausweitung des jeweiligen Einflussbereiches. Aber auch diese rein von ihm erfundenen Kriege, selbst in einer fiktiven Welt, erfordern eben auch hier unendlich viele Opfer – vor allem unter den jüngeren der jeweiligen Völker. Denn während die Alten immer nur reden, diskutieren und lamentieren, ziehen die jungen auf das Schlachtfeld, um nie wieder zurückzukehren. Eben wie in der realen Welt. So steht König Théoden, Herrscher der Pferdemenschen von Mittelerde, gemeinsam mit dem Zauberer Gandalf vor dem Grab seines in einer Schlacht gefallenen Sohnes und beklagt, dass es wider Natur wäre, wenn ein Vater seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen müsse. Doch genau dies war schon millionenfach geschehen …

Denn was man allzu gerne vergisst ist, dass Europa selbst noch vor den ganz großen verheerenden Kriegen des 20ten Jhdt., im Grunde stets ein einziger Kriegsschauplatz, Kriege im Dauerzustand der Normalfall waren und bei den sogenannten „Aushebungen“ vor allem die Söhne jenen Familien entrissen wurden, die natürlich ebenso in Schmerz um diese ewiglich trauerten, wie auch Grafen, Herzöge und Barone, um ihre Offizier Karrieristen Kinder, aber ohne diese kaum auf dem Hofe überleben und existieren konnten. Eine übliche Praxis, Jahrhunderte lang.

All die Söhne, vergessen und auf ewig verloren …

„Der verlorene Sohn“
Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 5280
Format: 560 x 500 mm
September 2021
Share