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Flight

FlightDer Film „Flight“  von Regisseur Robert Zemeckis ist ein waschechtes Drama und nicht, wie man vielleicht auf Grund der hierzu bekannten Trailer zuerst erwarten würde, einer dieser typischen Flugzeugkatastrophen Streifen der 70er und 80er Jahre.

Der Pilot Captain Whip Whitaker erwacht aus einer durchzechten Nacht, welche er gemeinsam mit einer seiner Stewardessen verbracht hat. Um den Wirkungen des Restalkohols entgegenzusteuern,  vertraut er auf der aufputschenden Wirkung von Kokain und genehmigt sich, noch im Bett liegend, zwei Linien dieser Droge, bevor es zur Arbeit geht.

Auf dem Programm steht für ihn ein Inlands Routine Flug von ca. 50 Minuten, welcher aber schon kurz nach dem Start in schwerste, ja gefährlichste Turbulenzen gerät und zur großen Verwunderung seines neuen Co-Piloten, dem schon der Schweiß auf der Stirn steht, durch Whitaker mit größter Gelassenheit und ohne irgendwelche Anzeichen von Nervosität gemeistert wird. Als diese mit Bravour, und zur Erleichterung aller an Bord der Flugzeuges endlich überstanden sind, bedient sich Whitaker erst einmal heimlich an der Bord Bar in Sachen Wodka.

Beim Landeanflug auf den Zielflughafen passiert nun die eigentliche Katastrophe. Das Höhenruder fällt aus und die Maschine befindet sich plötzlich in einem unkontrollierbaren Sturzflug und wenn dieser nicht gestoppt werden kann, droht die Maschine in schwindelerregender Höhe auseinanderzubrechen, was unweigerlich den Tod aller Insassen zu Folge gehabt hätte.

Doch Pilot Captain Whitaker bleibt abermals die Ruhe selbst, ist in jeder Sekunde Geistes Gegenwärtig und kann die Fluglage seines riesigen Passagierflugzeuges durch eine äußerst gewagte 360 Grad Wendung, um die eigene Längsachse, wieder stabilisieren und anschließend in den kontrollierten Sinkflug übergehen, bzw. eine Notlandung auf offenem Feld ansteuern. Selbst als nach und nach die einzelnen Triebwerke in Flammen aufgehen, gibt er dem völlig überforderten Co-Piloten pfeilschnell die immer korrekten Anweisungen.

Von 102 Insassen des Fluges sterben nach dieser unglaublichen Notlandung „nur“ 6 Menschen.  Pilot Captain Whip Whitaker, der beim Aufprall der Maschine sein Bewusstsein verliert, scheint der Held, ein Pilot mit unglaublichen Fähigkeiten.

Die Flugsicherungsbehörde nimmt ihren Dienst auf, um die Umstände dieses Absturzes aufzuklären, stellt somit zahlreiche Untersuchungen an und es wird allen recht schnell klar, der Held des Himmels ist ein schwerer Alkoholiker, der meistens nur unter Drogeneinfluss im Cockpit sitzt. Das weiß jetzt spätestens nicht nur der Zuschauer – es müssten auch alle Protagonisten wissen – und sie wissen es!
Hier beginnt der eigentliche Plot: Dieser Film ist das vermeintliche Drama eines Alkoholikers.

Nicht nur Whitaker selber belügt sich schon jahrelang hinsichtlich seiner Sucht, nein diese wird jetzt auch noch, hinsichtlich seiner fliegerischen Glanzleistung bei diesem Absturz,  offiziell von der Gewerkschaft der Piloten, der Fluglinie selbst und deren zuständigen Anwälten versucht unter den Teppich zu kehren.

Lüge und Selbstbetrug – die typischen Mechanismen bei einer Sucht, werden in diesem Film „versucht“ zu thematisieren, was meiner Meinung nach nur bedingt gelingt. Eine wirkliche, tiefgreifende Einsicht, in nur einer dieser schwierigen Fragen, vermag dieser ansonsten gute Film nicht wirklich geben zu können.

Es ist, z.B., ganz einfach nicht nachvollziehbar, das ein ganz offensichtlich hochqualifizierter und  immer noch alltäglich aktiver Pilot, also kein Schwachkopp, welcher sich sein Hirn schon zur Gänze zu Brei versoffen hat,  in der Nacht vor seiner wichtigsten Anhörung, in diesem Fall, die Minibar seines Hotelzimmers in Sachen Alkohol komplett entleert.

Hinsichtlich der Handlung dieses Films könnte man sogar geneigt sein, auch jene abschließende, ja fast provokative Frage zu stellen: Was wäre denn aus diesem verfluchtem Flug geworden, wenn Pilot Whitaker nicht unter dem Einfluss von Bewusstseins erweiternden Drogen gestanden hätte? Wäre er vielleicht gleich so panisch gewesen wie sein Co-Pilot, hätte er in Panik vielleicht ganz anders gehandelt und damit der scheinbar unvermeidlichen Katastrophe zu einem frühen Ende verholfen?

Es gibt zwei Punkte in der Story, welche diese recht gewagte These unterstützen:

  1. Die Flugsicherungsbehörde lässt nach dem Fund der Blackbox den kompletten Flugverlauf von den besten Piloten, besagter Fluglinie, am Simulator nachfliegen. Keiner von Ihnen schafft das Unmögliche. Alle Insassen sterben – schon in großer Höhe.
  2. Als der der Co-Pilot endlich aus seinem Koma erwacht besucht ihn Whitaker im Krankenhaus, um ihn hinsichtlich seiner Einstellung zu ihm selber, seines Verhalten während des Fluges und seinen möglich Aussagen vor dem Ausschuss der Flugsicherungsbehörde zu befragen. Auch der tiefgläubige Co-Pilot hält Whitaker für einen heimlichen Trinker, hat seine Fahne schon vor dem Abflug gerochen, sieht ihn aber auch von Gott gesandt. Auf Grund seiner beiden zerschmetternden Beine wird er nie wieder laufen können, aber er lebt. Er dankt ihm und man betet zusammen …

Wie immer, alles nur reines Hineinlesen … Kann man das auch alles anders sehen?
Dennoch, mit einem volltrunkenem Piloten möchte keiner wirklich gerne auch nur nach Malle fliegen …
„Flight“ = Popcorn Kino, der etwas anspruchsvolleren Art …

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