Der 1936 erschienene Roman von Klaus Mann folgt im Grundthema natürlich, ebenso wie das Spätwerk „Doktor Faustus“ seines Vater Thomas Mann, dem alten Faust Thema Goethes: Nur dem Erfolg zu Liebe verkauft man seine Seele an den Teufel.
Der Roman von Klaus Mann ist allerdings, und dies macht ihn so einzigartig, auch ein bedeutendes Dokument von zeitbezogener Reflexion. Der/die Verführer hier – das sich etablierende Nazitum, der Protagonist, ein erfolgreicher Theaterschaupieler und Intendant, welcher sich nur um seines ihm versicherten Ruhmes und Karriere, durch das verbrechrische System klag- und kritiklos vereinnahmen lässt.
Die besondere Brisanz dieses Buches liegt sicher vorallem in der Tatsache, dass die Hauptfigur des Romans keineswegs fiktiv ist sondern eine klare Anspielung auf den Werdegang und Karriereverlauf des damals allseits bekannten und mehr als erfolgreichen Schaupielers Gustav Gründgens (1899-1963) im Dritten Reich ist – nicht nur ein intimer Freund von Klaus Mann, im Vorkriegsdeutschland, sondern zeitweilig auch sein Schwager. Er war – eher aus Gründen der Werbewirksamkeit – kurzfristig mit seiner älteren Schwester Erika verheiratet.
Klaus Mann fühlte sich als Emigrant im Nachkriegsdeutschland nie wieder wirklich heimisch, vereinsamte innerlich und nahm sich 1949 das Leben. Gustav Gründgens dagegen stand schon kurz nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wieder auf seiner so sehr geliebten Bühne und wiederholte auch in der neu gegründeten BRD jene großen Erfolge, welche er auch schon im Hitlerreich errungen hatte.
Man ist dennoch geneigt (nicht nur als Kunstschaffender) Herr Gründgens ein wenig zu verteidigen: Jemand, der die Welt um sich herum, selbstvergessen, nur um seiner Kunst Willen total ausblenden kann, nur um sich auf sein Wesentliches, seine Gedanken zu fokussieren, könnte einem eine gewisse Bewunderung abverlangen. Wenn da nicht weitere Peinlichkeiten seitens von Herr Gründgens bekannt geworden wären!
Zum Einem ist da der Film Friedeman Bach von 1941, in dem Gustav Gründgens den Sohn des berühmten Johann Sebastian Bach mimt – ein Sohn, der überaus talentiert ist, aber an der All- und Übermacht des so großen Vaters scheitert. Viele sehen in diesem Filmthema eine Art Abrechnung mit Klaus Mann – als öffentliche Abstrafung für seinen Mephisto. Denn es war immer ja schon hinlänglich bekannt, dass der Sohn Klaus unter seinem so allmächtigen Vater, Thomas Mann, litt, ebenso wie der junge Bach.
Zum Anderen – und dies ist mehr als bedenklich – hat die Familie Gründgens (vor allem nach 1963 der Adoptiv Sohn), im westlichen Nachkriegsdeutschland, eine Veröffentlichung des Mephisto über Jahre erfolgreich verhindern können.
Erst im Jahr 1981 wurde der Roman trotz des bestehenden Verbotes in der Bundesrepublik im Rowohlt Verlag veröffentlicht. Vorher konnte man ihn jedoch aus der DDR beziehen, wo er bereits 1956 im Aufbau Verlag veröffentlicht worden war und sechs Auflagen erreicht hatte. Außerdem gab es immer wieder Raubdrucke dieses Romans in der Bundesrepublik zu kaufen.
Abschließend sei an dieser Stelle die Verfilmung dieses Buches von István Szabó, aus dem Jahre 1981, mehr als empfohlen. Einer der ganz großen Rollen von Klaus Maria Brandauer …