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Vom Reiz, ein Buch zu suchen

Vom Reiz, ein Buch zu suchen

Vom Reiz, ein Buch zu suchenFür buntes Treiben unter den Buchdeckeln sorgt hier der Künstler Andreas Noßmann. HALLE/MZ. Bücher zu verborgen, grenzt bisweilen an Hehlerei. Dem armen Kerl, der mit einem durch ein Leihbuch untermauerten Lesetipp überrollt wird, bleibt oft nichts anderes übrig, als die Schwarte bis auf weiteres in sein Regal zu stellen und dem sanften Vergessen anheim zu geben. Vergessen wird dabei natürlich auch, wem das Buch gehört – und zwar auf beiden Seiten. Es sei denn, der Verleiher hatte die altmodische Gewohnheit, in seine Bücher Bucheigner-Zeichen – so genannte Exlibris – einzukleben und sich damit noch nach Jahren in Erinnerung zu bringen. Mit solchen Exlibris konnte man natürlich immer auch sehr kreativ, ja geradezu künstlerisch umgehen und zugleich manches über sich selbst erzählen.

Arbeiten aus 100 Jahren

Beides leisten auch jene Exlibris, denen die neue Ausstellung bei Zeitkunst gewidmet ist. Unter dem Motto „Phallusvögel“ zeigen sie die erotische Variante jener Blätter – die natürlich auch als Sammlerstücke sehr begehrt waren und sind. Der neuen Schau zugrunde liegt die Sammlung des Ex-Hallensers Michael Bruglacher, der erotische Exlibris aus mehr als 100 Jahren sein Eigen nennt. Gegenüber gestellt werden sie Arbeiten, die eine Reihe hallescher Künstler aktuell zu dieser thematischen Präsentation beigesteuert haben. Damit flattern neben den meist von Ledas Schwan inspirierten historischen Phallusvögeln, eine Reihe moderner hiesiger Artgenossen durch die Galerie – flankiert durch das eine oder andere weitere erotische Bild des jeweils Beteiligten.

Mit von der Partie sind so bekannte Maler und Grafiker wie Franca Bartholomäi, Beata Sienko, Lisa Rackwitz, Burghard Aust, Bernd Baumgart und Dieter Gilfert. Doch auch einige Auswärtige, deren Arbeiten schon gelegentlich bei Zeitkunst zu sehen waren, haben der Schau zugearbeitet und zugeliefert.
Deftige Blätter

Zu ihnen gehören auch Sabine Naumann und Andreas Noßmann (siehe Bild ganz oben) mit ihren eigenwilligen grafischen Handschriften, die neugierig machen auf mehr.

Die Blätter der Ausstellung insgesamt sind meist recht deftig und zeigen, dass die Dunkelkammer der Pornografie auch für etliche richtige Künstler keinesfalls tabu ist – und nie war. Das illustrieren auch die alten Blätter wie etwa die von Walter Helfenbein, die Bruglacher den Arbeiten der Hallenser gegenüberstellt. Manche haben zu ihrer Zeit wohl noch ihre ursprüngliche Funktion erfüllt – und den Bücherwürmern vor 100 Jahren beim Suchen des einen oder anderen Schmökers ein frisches Erröten ins blasse Antlitz gezaubert.

Die Ausstellung ist noch bis 21. Februar in der Kleinen Marktstraße 4 zu sehen.

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