Rhein-Erft Rundschau – Kunstverein zeigt Andreas Noßmann und Gerrit Klein in der Gymnicher Mühle
Erftstadt. Unbehaglich kann es einem werden beim Betrachten der Zeichnungen von Andreas Noßmann. Schonungslos nimmt er Laster und Verfehlungen aufs Korn; düster sind die Szenarien, mit denen man sich in seiner Ausstellung in der Gymnicher Mühle konfronstiert sieht.
Ulrich Beckmann, der die Übersichtsschau des in Brühl lebenden Künstlers für den Kunstverein Rhein-Errft eingerichtet hat, präsentiert den Zyklus der „Sieben Todsünden“ bewusst in einem abgeteilten Kabinett, das zur konzentrierten Betrachtung einlädt. Drastische Bilder voller Details findet Noßmann etwa für die Darstellung von Wollust, Neid und Genusssucht. „Zorn“ wird durch eine außer Rand und Band geratene Menschmasse symbolisiert, die sich um einen Gekreuzigten gruppiert hat.
Der Blick in die fanatischen, verzerrten Gesichter spricht Bände. Die Habsucht gewinnt Gestalt in Form eines gespenstischen, bis auf die Knochen abgemagerten Raffers, der im Rücken zwar bereits einen Berg vom Münzen gehortet hat, die Finger aber dennoch nach den Geldstücken streckt, die ihm ein Dämon hinhält.
Nicht weniger prägnant sind die Blätter, mit denen Andreas Noßmann auf die Finanzkriese reagiert. Regelmäßig sieht er sich die Sendungen eines Nachrichtensenders an. Was da auf ihn einstürmt, verarbeitet er in den Zeichnungen wie „Die gepltzte Börse“. Da purzeln aus einer prallgefülten Tasche, die ein Mann mit Hut und Krawatte in der Hand hält, viele gruae Menschlein in einen tiefen Abgrund hinein.
Inhaltliche Komplexität und bitterböser Humor verbinden sich bei Noßmann mit höchster zeichnerischer Virtuosität. Diese offenbart sich auch bei den Portraits der Familie Thomas Mann, die eine Wand einnehmen. Der Film hat ihn zu diesen wunderbaren Arbeiten inspiriert, die zum Teil auf alten Grundbuch-Akten entstanden sind. Das vergilbte Papier und die verblichene Schrift darauf wirken im Zusammenhang mit der Schriftsteller-Familie besonders stimmig.
Das im Oeuvre des kritischen Spötters auch märchenhaft-poetische Landschaften und Ansichten von Venedig auftauchen, erscheint fast verwunderlich. In ungewohnter Farbigkeit zeigt er den morbiden Charme der Lagunenstadt. Keinesfalls versäumen sollte man einen Blick auf die zauberhafte Serie von Schuhen. Ein Hingucker sind nicht nur der „Schuh“ einer einsamen Waldfee“ sondern auch die anderen hintersinnig-fantasievollen Modelle.
Noßmanns Werke halten selbst den vier raumgreifenden Großplatiken seines früheren Atelierkollegen Gerrit Klein stand, der Alltagsgegenstände zu ungewöhnlichen Assemblagen zusammenfügt. Pieise von 500 bis 4500€.
Ausstellung Andreas Noßmann
Gymnicher Mühle. Bis 25.Oktober
Geöffnet ist samstags und sonntags von 11-17 Uhr
Katalog 15€.
Von HANNA STYRIE