Kölner Stadtanzeiger – Ausstellung Kunstverein zeigt Werke von Andreas Noßmann in Gymnich von Britta Havlicek
Erftstadt-Gymnich. Viele Szenen provozieren, die gezeichneten Gestalten wirken grotesk, erschütternde Details faszinieren, die Motive fesseln. Mit seinen Zeichnungen gibt der Künstler Andreas Noßmann den Betrachtern einen spannenden Einblick in seine Gedankenwelt, die sich mal witzig, mal tiefgründig, mal sarkastisch darstellt. Der Brühler zeigt seine Arbeiten im Rahmen einer vom Kunstverein Rhein-Erft inszinierten Ausstellung in der Gymnicher Mühle.
Die Vielfalt der Themen, die Noßmann behandelt, ist enorm: Er präsentiert derbe Kneipenszenen mit aufreizenden Damen und betrunkenen Männern an einer Theke, dann sind es wieder ausdrucksstarke Portraits der berühmten Literaturfamilie Mann mit einer minimalitischen Zeichnung von Thomas Mann bei der Noßmann mit nur wenigen Strichen und Schattierungen den Schriftsteller charakterisiert. Nebendran finden sich imposante Stadtansichten von Venedig. Die Zeichnungen, angereichert mit intensiven Aquarellfarben, hat Noßmann auf Grundbuchakten aus dem 18. Jahrhundert aufgetragen.
Aufwühlend, beinahe erschreckend, wirken die Zeichnungen Noßmanns, in denen er die Finanzkriese thematisiert. „Tod eines Strichers“ zum Beispiel: Zusammengesunken lehnt ein Börsinaner an einer Wand, aus der Pulsader seiner rechten Hand schießt das Blut. Eine rote Spur führt quer über die Wand, zickzackartig abfallend, bis zu dem Arm des Mannes, wie der Aktienkurs, der den Spekulanten zu dieser Tat getreiben hat.
Und es geht noch eine Spur aufrüttelnder – mit Noßmanns Darstellungen der sieben Todsünden, Neid, Zorn, Genusssucht, Geiz, Hochmut, Völlerei und Trägheit lässt der Künstler zeichnerisch beeindruckend auf dem Papier toben. So fällt eine aufgebrachte Menschenmenge, vor Zorn pulsierend, über einen an ein Kreuz gebundenen Mann her. Anderenorts laben sich maßlose Menschen an fetten Torten und süßem Wein. Diese Szene der Genusssucht verfolgt der Dämon, der Fürst der Begierde, mit sichtbarer Zufriedenheit.
Die Werke provozieren auf eine intensive, aber durchaus sehr angenehme Art. Vor allem: Fast jedes Bild verlangt von dem Betrachter, dass dieser in das Motivgeschehen eintaucht und es regelrecht erlebt.
Die Arbeiten von Andreas Noßmann und vier Großplastiken seines ehemaligen Atelierkollegen Gerrit Klein sind bis zum 25. Oktober in der Gymnicher Mühle ausgestellt. Der Kunstraum ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.