Die einstige Tochter des Königs von Arkadien ist einer der vielen tragischen Figuren in der griechischen Mythologie. Ihr Schicksal ist dort aber eher nur lückenhaft beschrieben, ist eher durch die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid in bleibender Erinnerung – wenn auch jeweils recht different ausgelegt.
Kallisto (aus dem griechischen – die Schönste) begibt sich als Dienerin in das Umfeld der Göttin Artemis, der Zwillingschwester Apollons, somit einer der Töchter des großen Zeus. Diese ist einer der zwölf mächtigsten Götter des Olymps, Schutzpatronin der Jagd, des Waldes und kann, ebenso wie auch Athene, mit dem Männlichkeitswahn, dem stetigen Fruchtbarkeits- und Vermehrungskult ihres Vaters und ihrer Brüder nur wenig anfangen, denn sie ist eher dem eigenen Geschlecht zugetan.

Doch schon wenige Wochen später bemerkt Kallisto eine merkwürdige Veränderung an sich selber. Ihr wird plötzlich bewusst, dass sie schwanger ist. Doch von wem? Von einer Frau? Von Artemis? Das kann nicht sein! Schnell wird ihr klar, dass alleine Zeus die Macht hatte sie so dermaßen zu täuschen. Doch ihr ist auch klar, dass ihr dies nichts nutzen werden würde wenn ihre Herrin von dieser Vereinigung erfahren würde. Sie wäre sofort des Todes. So zieht sich Kallisto zunehmend zurück, trägt immer weiter ausladend geschnittene Kleider, bleibt dem gemeinsamen Baden mit ihrer Herrin und den anderen Nymphen immer öfter fern. Und dennoch fliegt ihrer Schwangerschaft auf.
Das weitere Schicksal der Kallisto wird recht unterschiedlich interpretiert. Bei Hesoid flieht sie vor der Rachsucht der Artemis in die Wälder, verwandelt sich in einen Bären und versteckt sich in einer Höhle. Aber natürlich spürt sie die Göttin der Jagd auf, denn nichts entgeht ihrer Rache und sie streckt die Kallisto mit einem Hagel an Pfeilen nieder. Zeus ist sich seiner Schuld am Tod der schönen Kallisto bewusst. Er ist tiefbetrübt und es tut ihm mehr als leid. Doch selbst er kann kein Schicksal umkehren oder Tote zu den Lebenden zurückholen. Aber er kann dieser Nymphe ein Denkmal erschaffen. Er schickt ihren toten Leichnam, den des Bären gen Himmel und verwandelt diesen in Sterne – es ist die Geburtsstunde des Sternbild des großen Bären.
Bei Ovid wird diese Geschichte ein wenig anders erzählt. Hier lebt Kallisto, nach ihrer Flucht vor Artemis, in einen furchterregenden Bären verwandelt, ziellos in den Wäldern umherstreifend, gebar ihr Kind, einen Sohn mit Namen Arkas, welcher von Menschen gefunden, aufgezogen und zu einem Jäger ausgebildet wurde. Als nach Jahren Kallisto, im Wald, ihren Sohn wieder erkennt, läuft sie ahnungslos auf ihn zu, will ihn umarmen, doch Arkas erkennt seine eigene Mutter nicht, sieht nur einen tollwütigen Bären auf sich zu rennen und tötet diesen. Aber auch Arkas wird nach seinem Tod einen Platz am Himmel finden – direkt neben seiner Mutter, als Sternbild des kleinen Bären …

Kugelschreiber, Farbstift, Aquarell
Dvz. 1471
Format: 250 x 170 mm
06.04.2021
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