
Wahre Schreckensgestalten gibt es in der griechischen Mythologie mehr als reichlich – vor allem im Tartaros, der von Hades regierten Unterwelt. Es sind keine Götter oder Halbgötter, noch nicht einmal Heroen, es sind lediglich willenlose, dienstbarer Geister der Zwischen und Unterwelten, dessen Namen und Funktionen in der Theogonie nach Hesiod sich einem nicht unbedingt immer gleich erschließen und sich wohl auch keiner allesamt merken kann. So ist es auch Ovid, welcher das Schicksal der armen Medusa in einem etwas anderem Licht darstellt, im Grunde besser erklärt, warum vor allem Athene daran gelegen ist, Medusa zu verfluchen und dann sogar am Ende ermorden zu lassen.
Medusa ist eine von drei Töchtern, die einzig Sterbliche der sogenannten Gorgonen, Kinder von Göttern aus der Unterwelt des Hades, die des Phorkys und seiner Schwester Keto (diese spielt später noch eine gewichtige Rolle), welche auf Grund dieser Inzucht als völlig missgebildet und hässlich geboren wurden. Aber Inzucht unter Göttern ist ja eigentlich nichts Neues. Ovid beschreibt die Gestalt der Medusa somit dagegen als ursprünglich äußerst betörende, weibliche Schönheit, welche, als sie unwissend einen Tempel der Athene aufsuchte, von Poseidon selber überwältigt und vergewaltigt wurde. Als Athene unfreiwillig Zeuge dieses Aktes wird, diesem Frevel in einem der ihr gewidmeten Heiligtümern zuschauen muss, es wohl zu Ungunsten der Medusa fehlinterpretierte, erzürnt die ansonsten so Besonnene und weise Gottheit so dermaßen, dass sie Medusa in jene hässliche Gestalt verwandelt wie sie die Welt bis heute kennt. Es wird ihre größte Fehleinschätzung sein und ein Makel, den sie bis zum Ende der einen Gorgone, durch den von ihr gelenkten Perseus, auch nicht erkennen will. Ihrem Onkel, dem Gott Poseidon dagegen, kann Athene, mangels Macht, nichts weiter anhaben – aber sie bleiben ab sofort Feinde, auf ewig.

Kugelschreiber, Farbstift, Aquarell
Dvz. 1458
Format: 250 x 157 mm
10.03.2021
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