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Thomas Mann: Der Zauberer

Seine sechs Kinder nannten ihn liebevoll „Zauberer“. Seinen Tagebüchern vertraute er allerdings an: „So einer wie ich, hätte selbstverständlich nie Kinder haben dürfen“. Denn Thomas Mann hatte, mit einem Übermaß an Ehrgeiz ausgestattet, stets nur ein Lebensziel: Anerkennung, Ruhm und dem Wunsch, mit der literarischen Bedeutung eines Goethes, für die deutsche Literatur, gleichzuziehen und somit seinen älteren Bruder Heinrich zu übertrumpfen. Man kann wohl sagen, er hat sein Ziel erreicht.

Seine lebenslange unterdrückte Neigung hin zum eigenen Geschlecht vertraute Thomas Mann nur seinen Tagebüchern an, obwohl es seine Frau, seine Familie, wohl auch immer ahnte, erschwerte dies doch in den späteren Jahren zunehmend das Eheleben. Drei seiner Kinder, Erika, Klaus und Golo teilten seine heimlichen Neigungen, gingen damit, außer Golo, aber deutlich offener um. Vor allem Klaus lebte seine Homosexualität ganz offen aus, seine Schwester Erika dagegen hielt es mal mit Männern, dann wieder mal mit Frauen. Golo Mann, ganz der Vater, behielt seine Leidenschaft bis zum Ende seines Lebens ganz für sich.

„Was für eine sonderbare FAMILIE sind wir! Man wird später Bücher über UNS – nicht nur über einzelne von uns – schreiben“
notierte 1936 Klaus Mann in seinem Tagebuch.

Doch vor allem der Freitod war in dieser großen Dichterfamilie ein immer währender Fluch. Die beiden Schwestern von Thomas und Heinrich Mann – Carla und Julia – die eine vergiftete sich, die andere nahm den Strick, waren nur der Anfang. Klaus Mann folgte ihnen 1949 in den Freitod und der jüngste Michael Mann, in Folge einer Einnahme einer tödlichen Mischung von Alkohol und Barbituraten, 1977.

Thomas Mann (1875–1955), der deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst Romane, Novellen, Essays und politische Schriften, in denen er sich mit den Themen Kunst, Gesellschaft, Politik und dem Wesen des Menschen auseinandersetzte. Mann war ein führender Vertreter des deutschen Bildungsbürgertums und stand im Spannungsfeld zwischen bürgerlichen Traditionen und modernistischen Tendenzen.

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4378
420 x 340 mm
2008

Leben

Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren. Sein Vater war Senator und Getreidehändler, seine Mutter stammte aus Brasilien und hatte portugiesische Wurzeln. Nach dem frühen Tod des Vaters musste die Familie Lübeck verlassen und zog nach München. Diese Veränderungen und der Untergang des Familienunternehmens prägten Manns schriftstellerisches Schaffen nachhaltig, insbesondere in seinem ersten großen Roman.

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4380
410 x 520 mm
2008

Thomas Mann begann seine berufliche Laufbahn als Journalist und veröffentlichte erste literarische Texte. 1901 gelang ihm mit dem Roman „Buddenbrooks“ der Durchbruch, für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt. In diesem Werk verarbeitet er den Niedergang einer Lübecker Kaufmannsfamilie – ein Thema, das stark von seiner eigenen Familiengeschichte beeinflusst war. 1905 heiratete er Katia Pringsheim, die Tochter einer wohlhabenden jüdischen Familie aus München. Das Paar bekam, wie bereits erwähnt, sechs Kinder, von denen einige ebenfalls bedeutende Schriftsteller wurden, wie z.B. Klaus und Erika, aber auch Golo, welcher sich später als Historiker, vor allem mit seinem „Wallenstein“, einen Namen machte. Die Familie Mann spielte in der Weimarer Republik eine wichtige Rolle im intellektuellen Leben Deutschlands.

Manns Werke wurden zunehmend von den politischen Umwälzungen des frühen 20. Jahrhunderts geprägt. 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, ging Thomas Mann, auf ausdrücklichen Drängens seiner Tochter Erika, mehr als Widerwillens ins Exil, zunächst in die Schweiz und später in die USA. Während dieser Zeit engagierte er sich stark gegen den Faschismus und hielt viele Rundfunkreden, in denen er sich gegen das NS-Regime wandte. 1952 kehrte er in die Schweiz zurück, wo er bis zu seinem Tod am 12. August 1955 in Zürich lebte.

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4377
417 x 335 mm
2008

Werk

Das literarische Werk von Thomas Mann ist breit gefächert und tief in der europäischen Kultur und Philosophie verwurzelt. Es lässt sich in verschiedene Schaffensphasen einteilen, wobei sich in jeder Phase unterschiedliche Themen und ästhetische Konzepte manifestieren.

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
200 x 340 mm
Dvz. 733
2017

  1. Frühe Werke:
  • „Buddenbrooks“ (1901): Manns erster großer Roman und einer seiner bekanntesten. Er beschreibt den Niedergang einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und spiegelt den Konflikt zwischen bürgerlicher Pflicht und individueller Selbstverwirklichung wider.
  • „Tonio Kröger“ (1903): Diese Novelle behandelt das Thema der Entfremdung des Künstlers von der bürgerlichen Gesellschaft.
  • „Der Tod in Venedig“ (1912): Eine symbolistisch geprägte Novelle über den Tod, die Schönheit und die Dekadenz, in der die Geschichte eines alternden Schriftstellers erzählt wird, der in Venedig einer tragischen Faszination für einen schönen Jungen erliegt.
  1. Mittlere Phase:
  • „Der Zauberberg“ (1924): Einer von Manns bedeutendsten Romanen, in dem er die geistige und politische Atmosphäre Europas vor dem Ersten Weltkrieg schildert. Die Handlung spielt in einem Schweizer Sanatorium, wo der Protagonist Hans Castorp tiefgehende philosophische und politische Gespräche führt.
  • „Joseph und seine Brüder“ (1933–1943): Eine vierbändige Romanreihe, in der Mann den biblischen Joseph-Mythos neu interpretiert. Sie gilt als eine der bedeutendsten literarischen Auseinandersetzungen mit der Bibel in der deutschen Literatur.
  1. Späte Werke:
  • „Doktor Faustus“ (1947): Ein komplexer Roman, der die Geschichte eines fiktiven deutschen Komponisten, Adrian Leverkühn, erzählt, der einen Pakt mit dem Teufel schließt. Der Roman spiegelt die Tragödie Deutschlands während des Nationalsozialismus wider und verbindet Musik, Philosophie und Geschichte.
  • „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1954): Ein unvollendeter Schelmenroman, in dem Mann mit Ironie und Humor die Geschichte eines charmanten Hochstaplers erzählt.

Stil und Themen

Federzeichnung, Farbstift, Aquarell
330 x 205 mm
Dvz. 734
2017

Thomas Manns Werke sind geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit der europäischen Geistesgeschichte, insbesondere mit den Ideen von Goethe, Schopenhauer und Nietzsche. Er thematisiert oft den Konflikt zwischen Kunst und Leben, die Spannung zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung sowie die Dekadenz und der Verfall bürgerlicher Werte.

Seine Erzähltechnik zeichnet sich durch eine hohe formale und stilistische Raffinesse aus, wobei er häufig ironische Distanz zu seinen Figuren wahrt. Mann nutzte oft mythologische und religiöse Motive, um universelle menschliche Themen zu behandeln, und verband dabei psychologische Einsichten mit gesellschaftlichen Analysen.

Fazit

Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4845
290 x 210 mm
2012

Thomas Mann war ein Schriftsteller, der die deutsche und europäische Literatur nachhaltig prägte. Seine Werke spiegeln nicht nur die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche seiner Zeit wider, sondern bieten auch tiefgehende Reflexionen über den Menschen, die Kunst und das Leben. Sein literarisches Erbe bleibt auch heute noch von großer Bedeutung.

Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4421
780 x 330 mm
2008